Nach Schmöllner Vorbild: Altenburg
plant Hochwasserschutzkonzept in großem Stil
Schmölln/Altenburg. Der Stadtrat
Altenburg hat zwar Ende des Jahres grünes Licht gegeben für die
Erarbeitung eines Hochwasserschutzkonzeptes für den Gerstenbach.
Dafür will die Kreisstadt bis Ende 2018 rund 400 000 Euro ausgeben.
Doch gerät der Plan schon in der Anfangsphase ins Holpern.
Denn für das Hochwasserschutzkonzept
müssen 17 Gemeinden unter einen Hut gebracht werden. Bis dato haben
aber nur fünf Gemeinden ihr Mitmachen signalisiert.
Dabei lobt Birgit Seiler, Chefin der
Natur- und Umweltschutzbehörde des Kreises, das Engagement der
Skatstadt. Das Konzept umfasst ein Gebiet von 155
Quadratkilometern und insgesamt 110 Kilometer Bachlauf. Wir als
Behörde unterstützen dieses Projekt, auch in seiner Größe.
Hochwasserschutz in solchen Dimensionen zu planen, sei effektiv
und auch ökonomisch sinnvoll. Das Land, so erläutert sie, fördere
ohnehin keine kleinen, regional begrenzten Konzepte mehr. Es setze
auf groß angelegte Projekte, wie es Altenburg jetzt anregt. Die
Förderquote sei sogar gestiegen. Aktuell übernimmt das Land
80 Prozent der Gesamtkosten für Hochwasserschutz an Gewässern
erster Ordnung. Am Geld kann es also nicht in erster Linie liegen,
wenn Kommunen sich bei diesem Großvorhaben nicht einbringen wollen",
sagt Seiler. Hochwasserschutz, so fügt sie hinzu, sei in erster
Linie eine Sache der Solidarität unter den Städten und Gemeinden.
Wie das funktionieren kann, hat die
Stadt Schmölln bereits vorgemacht. Mit dem Modellprojekt Lebendige
Sprotte nämlich. Die Durchführung dieses Projektes fand von 2004
bis 2008 statt. An der Umsetzung der Maßnahmen beteiligten sich
insgesamt 14 Gemeinden. Angefangen von Schmölln mit seinen
Ortsteilen, über Nöbdenitz und Posterstein bis hinein in die
Greizer Region. Ebenso beteiligt waren damals Naturschutzverbände,
zuständige Ämter und weitere Projektpartner. Was dabei
herausgekommen ist, kann sich jeder bis heute anschauen. Bei einer
Wanderung von Schmölln aus durch das gesamte Sprottetal oder entlang
des Sprotte-Erlebnispfades. An Haltepunkten erläutern Info-Tafeln
sogar die einzelnen Maßnahmen, die im Zuge des Projektes umgesetzt
wurden.
Lebendige Sprotte diente übrigens
auch als Basis für das Hochwasserschutzkonzept Sprotte, das Ende
2013 fertig wurde und die Region bis in den Landkreis Greiz hinein
umfasst. Die Maßnahmen, die darin definiert sind, werden jetzt
Schritt für Schritt umgesetzt. Beispielsweise in Brandrübel, wo der
Stausee mit seinem Damm ertüchtigt wird in diesem Jahr und außerdem
ein Regenrückhaltebecken Sommeritz entsteht.
Das Konzept für die Sprotte, so Birgit
Seiler, dient letztlich auch dem von Altenburg angestrebten
Hochwasserschutz für Gerstenbach, Blaue Flut und Kleiner Jordan. Die
Maßnahmen sollen im Ernstfall die Bachläufe entlasten und
Wassermassen regulieren. Gleichwohl, so Seiler weiter, schütze kein
Hochwasserschutzkonzept komplett vor Hochwasserschäden, so
ausgeklügelt es auch sein möge.
Die Stadt Altenburg habe in
Vorbereitung des angestrebten Konzeptes eng auch mit der Stadt
Schmölln zusammengearbeitet, um von deren Erfahrungen zu
profitieren. Und Seiler kann nur allen kleinen Gemeinden raten, sich
dem Hochwasserschutzvorhaben für den Gerstenbach und seine Nebenarme
nicht zu verschließen. Das gemeinsam anzugehen, ist eigentlich
alternativlos, so die Fachdienstleiterin.
Das zeigte unter anderem auch eine
Gewässerschau in der Region rund um Altenburg bis nach Starkenberg
und Altkirchen, die erheblichen Handlungsbedarf offenbarte.
Verdrängung ist keine Option: Jana
Borath über Naturkatastrophen und Erinnerungslücken
Ist das Hochwasser 2013 noch in
Erinnerung im Altenburger Land? Am ersten Juni-Wochenende jenes
Jahres richtete es im gesamten Altenburger Land enorme Schäden an,
zerstörte berufliche und private Existenzen.
Keine Frage, dass Hochwasserschutz
seitdem groß geschrieben wird hierzulande. Zumal spätestens
mit 2013 die Vermutung zur Gewissheit wurde, dass ein
Jahrhundert-Hochwasser mit all seiner Zerstörungswut nicht nur
einmal in einhundert Jahren auftritt. Sondern auch in kürzeren
Abständen. Wie im Altenburger Land mit 2002 und 2013. Und dazwischen
sorgen Starkniederschläge für kleinere Hochwasserereignisse mit
nicht minder schweren Folgen. Eben nur nicht flächendeckend.
Es gibt also keine Garantien und
niemand weiß, wann das nächste folgenschwere Hochwasser kommt.
Schon deshalb dürften Gemeinden eigentlich nicht lange zögern, wenn
es um ein Hochwasserschutzkonzept geht. Private indes sollten lieber
zweimal darüber nachdenken, ob sie tatsächlich in
Überschwemmungsgebieten ein Haus neu bauen wollen, nur weil das
Grundstück dort so günstig ist. Ist das Hochwasser 2013 noch in
Erinnerung? Scheinbar nicht bei jedem im Altenburger Land.
Kreisstadt übernimmt die Regie in Sachen Flutschutz
Grünes Licht für eine Vereinbarung mit vier Partnern. Zahlreiche Gemeinden des Altenburger Landes machen jedoch noch nicht mit. Doch nur wenn alle an ihren Bächen etwas tun, ist der Effekt der gewünschte.
Altenburg. Fast 400 000 Euro sollen bis Ende 2018 in die Erstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes für den Gerstenbach, die Blaue Flut und den Kleinen Jordan fließen. Dafür gab der Stadtrat Altenburg jetzt grünes Licht. Die Skatstadt wird bei der Erarbeitung die Leitung übernehmen, denn an die drei Gewässer grenzen 17 weitere Gemeinden an oder haben Zuläufe in die Bäche.
Doch neben Altenburg beteiligen sich im Moment nur Nobitz, Lödla, Kriebitzsch und Gerstenberg. Starkenberg, das mit 21,5 Kilometern den längsten Flusslauf hat, oder Altkirchen mit 14,8 Kilometern machen momentan bei diesem Gemeinschaftsprojekt nicht mit. Auch Wildenbörten, Drogen, Dobitschen, Nöbdenitz, Lumpzig, Göllnitz, Göhren, Mehna, Monstab, Rositz und Treben sind nicht dabei. Mit diesen Gemeinden soll nun noch einmal gesprochen werden, um doch noch eine Beteiligung zu erreichen.
Nobitz, Lödla, Kriebitzsch und Gerstenberg dabei
Denn der größte Effekt an einer solchen Gewässerentwicklungskonzeption wird erreicht, wenn alle Anrainer-Gemeinden etwas an ihren Bächen tun. Außerdem würden die Kosten für die Partner sinken, je mehr sich beteiligen.
Für die fünf verbleibenden Partner erhöhen sich demzufolge die Kosten. Der zu leistende Eigenanteil wird aus der Gewässerlänge und der Einwohnerzahl der Kommune oder Gemeinde errechnet. Im Moment geht man von einer Förderung von rund 292.000 Euro aus. Dann bliebe für die Stadt Altenburg bis 2018 ein Eigenanteil von 152.500 Euro. Nobitz würde rund 29.500 Euro, Kriebitzsch 11.500 Euro, Lödla 6.500 Euro und Gerstenberg 5.900 Euro in insgesamt drei Jahresscheiben zahlen müssen.
Anlass des aktuell erarbeiteten Hochwasserschutzkonzepts war die letzte Flut vor zwei Jahren im Jahr 2013. Es definiert die Risiken und die Schutzziele und nimmt Kosten-Nutzen-Betrachtungen vor. Die davon abgeleiteten Schutzmaßnahmen werden vom Land meist nur dann bezuschusst, wenn ein solches Konzept vorliegt.Flutschutz Altenburger Land: Nur fünf von 19 Gemeinden ziehen mit
Nobitz beteiligt sich an einem
Hochwasserschutzkonzept für den Gerstenbach, die Blaue Flut und den
Kleinen Jordan. Allerdings machen nur fünf der 19 Anlieger-Gemeinden
mit. Kritik übten Gemeinderäte und Bürgermeister an der Gemeinde
Starkenberg, die sich ebenfalls nicht beteiligt, obwohl ein Großteil
des Uferbereichs auf ihrer Gemarkung liegt.
Dabei hat Nobitz allein mit der Blauen
Flut Sorgen, die vergleichsweise gering sind. Die flächenmäßig
große Gemeinde wird vor allem heimgesucht, wenn Pleiße oder die
Sprotte bei Saara über die Ufer treten. Die Verursacher dafür
liegen aber am Oberlauf, wo nicht genug gemacht wird, sagte Läbe.
Der Zeitraum der Konzeption liegt zwischen 2016 bis 2018. Die
Vorarbeiten dafür wurden bereits bei einigen Gewässerbegehungen in
den Vorjahren getätigt, an dene unter anderem sogar Landrätin
Michaele Sojka (Linke) und Altenburgs Oberbürgermeister Michael Wolf
(SPD) teilnahmen. Insbesondere wurden an der Blauen Flut.
Erdrutschungen sowie nicht oder falsch beschnittene Bäume und
Sträucher festgestellt, deren Äste in die Gewässer hineinragen.
Außerdem reichten bestellte oder umgeackerte Felder bis unmittelbar
an den Uferbereich heran wodurch der Schutzstreifen fehlte.
Festgestellt wurde ebenso verengte Bauwerke, wie Brückchen, die den
Durchfluss behindern.