Feier 140. Geburtstag von Erika von Watzdorf-Bachoff

Feier 140. Geburtstag von Erika von Watzdorf-Bachoff

In Jahr 2018 würde eine der berühmtesten Töchter Dobitschens ihren 140. Geburtstag feiern. Anlässlich dieses Jubiläums richtete der Geschichtsverein gemeinsam mit der Kirchgemeinde eine Gedenkfeier aus.

Erika von Watzdorf-Bachoff
(geb. 06.05.1878 | gest. 05.12.1963)

 

Geschichtsverein „Wasserschloss Dobitschen“

Liebe Geschichtsfreunde und Einwohner von Dobitschen und weiter her!

Wie Ihnen bereits längst bekannt ist, wurde Erika von Watzdorf-Bachoff am 6. Mai 1948 in Altenburg zur Ehrenbürgerin ernannt. Das ist jetzt schon 70 Jahre her.

Darum veranstaltet der Geschichtsverein Wasserschloss Dobitschen am 6. Mai 2018, 16:00 Uhr, im Pfarrhaus Dobitschen, eine Soiree „Abends, wenn ich unser Dorf durchschreite...“.

Wir laden Sie alle ganz herzlich ein, am 6. Mai 2018 mit uns auf den 140. Geburtstag der Dichterin mit Maibowle oder ... anzustoßen und uns einige ihrer Gedichte in unsere Erinnerung zurückzurufen.

Wir freuen uns auf diesen Abend und auf recht viele Besucher.

gez. Bärbel Berkholz






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Abends, wenn ich unser Dorf durchschreite …

Erika von Watzdorf-Bachoff schrieb Gedichte, engagierte sich für Frauenrechte, Pazifismus und im Kulturbund Altenburg. Ihr Geburtsort Dobitschen feierte ihren 140. Geburtstag.

Mit Robert Schumanns „Erinnerung“ eröffnete die Pianistin Odette Linke die Gedenkfeier für Erika von Watzdorf-Bachhoff. Der Geschichtsverein Wasserschloss Dobitschen e. V. hatte am 6. Mai 2018 ins Pfarrhaus eingeladen, um der Altenburger Ehrenbürgerin zum 140. Geburtstag zu gedenken.

Kindheit und Jugend

„Die Geschichte dieser Frau ist noch nicht zu Ende geschrieben“: Bärbel Berkholz, Vorsitzende des Geschichtsvereins , hat die Biografie von Erika von Watzdorf-Bachoff recherchiert. Bis heute sind noch nicht alle ihre Gedichte wieder aufgefunden, da sie sie teilweise anonym veröffentlicht hat.

Die Eltern, Besitzer des Wasserschlosses Dobitschen, hatten das Kind „Anna Erika“ genannt, ein für damalige Zeiten ungewöhnlicher neuer Name. Deshalb dachten die Dorfbewohner zunächst, dass das Mädchen „Amerika“ hieße. Bereits mit 16 Jahren veröffentlichte sie zwei ihrer Gedichte im lokalen Wochenblatt unter den Titeln „Der Morgen“ und „Der Herold“. Pfarrerin Marina Mönnich trug die beiden Gedichte vor.

An ihrem 18. Geburtstag machte Curt von Watzdorf Erika einen Heiratsantrag. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde ihre erste Tochter MarieRose geboren. Danach erschien das Gedicht „Mein Kind“, das Marina Mönnich ebenfalls vorlas. Es wurde erst viel später wieder in einem Erinnerungsbuch veröffentlicht.

München und Weimar

Aufgrund eines Reitunfalls konnte ihr Mann Curt seinen Beruf als Offizier nicht mehr ausüben. Sein Vater besorgte ihm eine Stelle am Hofe in München und die Familie zog dorthin. Dort ließ Prinzregent Luitpold sie für seine Galerie malen. Im Jahr 1900 kam ihre zweite Tochter, Jutta Hedwig, zur Welt.

Weil das Paar nach dem Tod von Erikas Schwiegervater das Haus in München nicht mehr halten konnte, zog es in die damalige Provinz Weimar. Dort traf Erika einen Schriftstellerkreis, unter ihnen den Schriftsteller Gerhart Hauptmann, und lernte, dass Dichten eine schwere Arbeit sei. In dieser Zeit entstanden weitere Werke. Aufgrund der Affären ihres Mannes musste Erika sich 1912 von ihm scheiden lassen. Sie ließ ihre ersten beiden Gedichtbände herausgeben, die schnell vergriffen waren.

Frauenbewegung und Pazifismus

Bärbel Berkholz würdigte das politische Engagement der Schriftstellerin: Im Jahr 1901 war Erika von Watzdorf-Bachoff in der Frauenbewegung in München engagiert. Sie forderte Wahlrecht und Gleichberechtigung für die Frauen und warb für den Pazifismus. Kurz vor Kriegsende wurde noch ein Haftbefehl gegen Erika erlassen, der jedoch nie ausgeführt wurde.

Später stellte sie sich öffentlich gegen das NS-Regime. „Erika galt als Bekanntheit mit frecher und scharfer Zunge“, so Bärbel Berkholz.

Nach dem Krieg war sie in 16 politischen Ämtern tätig und war Gründungsmitglied des Kulturbundes in Altenburg. Für ihr politisches Engagement wurde sie 1948 zur Ehrenbürgerin der Stadt Altenburg ernannt. Am 5. Dezember 1963 starb Erika von Watzdorf-Bachoff in Altenburg.

„Abends, wenn ich unser Dorf durchschreite…“ beginnt ein Gedicht namens „Dobitschen“ von Erika von Watzdorf-Bachoff. Regina Hering, Mitglied der Kirchengemeinde und des Geschichtsvereins, beendete ihren Vortrag des Gedichts mit den Worten „Das ist auch mein Dobitschen“. In den Versen erkannten die Bewohner ihr Dorf wieder. Einige Zuhörer rührte es zu Tränen. Pfarrerin Mönnich las auch die Gedichte „Ich wäre gern noch einmal jung für dich!“, „Zu spät“ und „Dein Glück ist mein“ aus „Johannisnacht“. Zwischendurch gab es selbstgemachte Bowle und Salzstangen.

Zum musikalischen Ausklang der Gedenkfeier spielte Odette Linke „Lied ohne Worte“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Marina Mönnich fasste zusammen: „Erika ist in den zwei Stunden sehr lebendig für uns geworden“.

 

 

Bericht der Ostthüringer Zeitung vom 12.05.2018

 

  • Weitere Informationen
    • Geschichtsverein Wasserschloss Dobitschen e.V.
    • Kirchgemeinde Dobitschen (im Kirchspiel Mehna - Dobitschen)